Schweig, Bub!
„Schweig, Bub!“
Ein fränkisches Lustdrama
mit viel zu viel Esse und Musik
von Fitzgerald Kusz
Regie: Werner Hofmann

Eine kleinbürgerliche Familie aus Franken ( Karlstadt ) feiert die Konfirmation des einzigen Sohnes.
Alle Verwandten sind zu einem großen Festessen geladen, das aber mehr und mehr entgleist. Ungeniert tragen die Gäste ihre Konflikte vor dem Konfirmanden aus, zu dem die Mutter nur sagt: „Schweig Bub, sonst wird des Esse kalt!“

Nach dem Essen im Wohnzimmer hebt Vater Hans zu einer Rede auf seinen Sohn, den Konfirmanden, an. Vergebens wartet die bemühte Mutter auf den Pfarrer, der ihre Gesellschaft noch beehren wollte. Stattdessen wird viel gegessen und Alkohol in rauen Mengen konsumiert, und je später die Stunde, umso haltloser lässt man sich gehen. Was sich zuerst als so normal und gesetzt gegeben hat, ist in Wirklichkeit nur Fassade.

Viel Spaß und einen
guten Appetit!



Darsteller

Fritz
Ein Konfirmand
Grete
Seine Mutter
Hans
Sein Vater

Tante Anna

Onkel Willi
Ihr Mann
Manfred
Ein Verwandter
Gerda
Seine Frau
Hannelore
Die Cousine
 
Dominik Eckstein

Gerlinde Heßler

Peter Daumberger


Hanni Graf

Toni Wittmann

Volker Eckstein

Jutta Waßmann

Waldtraud Flederer


Mitwirkende hinter und vor der Bühne
Maske / Frisuren
"
Bühnenbild / Aufbauten
Technik / Licht / Ton
"
"
Souffleuse
Kostüme
Requisiten / Inspizienz
Küche
"
"
Regie
Angelika Nickel
Arno Ludwig
Peter Gsell
Ralf Mahlo
Matthias Herrmann
Werner Gasser
Ulli Seufert
Claudia Bauer
Gudrun Buberl
Regina Appel
Doris Götz
Christoph Häcker
Werner Hofmann
Karten & Infos:

Kartenservice MAHLO
MAHLO telecom
Hauptstr. 30
97753 Karlstadt

Öffnungszeiten:
Mo - Fr.
und
Sa.
9.00 - 12.30
14.00 - 18.00
10.00 - 13.00
Mittwoch Nachmittag
geschlossen
Fotos: Gerd Nickel
MAIN-POST
  Ausgabe Karlstadt
  vom Sonntag, den 24. März 2019

von Günter Roth
Des "Gfredd mit dar buckliche Verwandtschaft"

Das fränkische Lustdrama "Schweig Bub" von Fitzgerald Kusz gehört mittlerweile schon zum Theater in der Gerbergasse wie "der Mee zu Karscht". Seit 1984 wagen sich die Theaterleute alle zehn Jahre an dieses kernige, oft derbe, aber auch nachdenklich stimmende Stück. Als besonderer Leckerbissen sind mit Gerlinde Heßler, Peter Daumberger und Hanni Graf gleich drei Schauspieler von 1984 mit dabei.

Gleich vorweg: Wer geglaubt hat, dass nach dem vierten Aufguss der Dampf in der Gerbergasse raus sein könnte, sah sich getäuscht. Sowohl das Premierenpublikum im fast vollen Haus als auch das achtköpfige Ensemble auf der Bühne steigerten sich gewissermaßen gegenseitig in einen skurrilen Rausch mit gelegentlichem bitteren Beigeschmack.

Anlässlich der Konfirmation von Fritz ist mal wieder die bucklige Verwandtschaft um den Familientisch versammelt. Die umtriebig, stets besorgte Hausfrau Grete wäre wahrscheinlich heute die Hubschraubermutter. Ansonsten ist alles versammelt, was zum Schreckensszenario der Familie aus der Nachkriegszeit gehört: Der Vater Hans versucht den Familienpascha, kann aber dem Alkohol nicht widerstehen, ebenso wie der ewig nölende Onkel Willi, mit seinen Kriegsgeschichten und dem Dauerclinch mit seiner Frau Anna. Das Paar Gerda und Manfred will sich durch vornehmes Verhalten von den anderen abheben. Dann mischt noch die vorlaute, frivole und doch unendlich frustrierte Cousine Hannelore die Familie gründlich auf.

Wichtig ist's, den Schein zu wahren"

Schnell wird klar, dass der opulent gedeckte Tisch mit Braten, Torte und Bratwürsten nur aufgesetzte Fassade ist. Eigentlich hat man sich nicht wirklich etwas zu sagen, selbst der Konfirmand ist weitgehend nebensächlich. Wenn der etwas fragen oder gar einen vernünftigen Beitrag leisten will, kommt stets die stereotype, barsche Antwort "Schweig Bub!" - oder noch derber "Halts Maul!". Wichtig ist nur, dass der Schein gewahrt ist, vor allem wenn der Pfarrer womöglich kommt.

Einmal mehr hat der Regisseur Werner Hofmann sein Ensemble bestens ausgesucht. Die Vollblutschauspielerin Hanni Graf ist in ihrem Element als ewig mit vollem Mund grantelnden "Raaf". Sie und Wittmann schenken sich gegenseitig nichts – er ist ihr perfektes Gegenstück im Jammern über die verpassten Chancen des Lebens. Diese Leere füllt er mit Bier und Schnaps. Auf dem Höhepunkt der familiären Eskalation läuft Gerlinde Heßler zur Hochform auf. Wie sie die Trostlosigkeit der Mutter, den Weinkrampf und die Enttäuschung über die sich offenbarende Leere spielt, sorgt für Gänsehaut.

Alkohol enthemmt und entblößt

Auf der anderen Seite hat man auch wohl den sonst so besonnenen und wohlmeinenden Peter Daumberger noch kaum erlebt. Der viele Alkohol, die Zwangsjacke zwischen Beruf, Stellung in der Familie und gesellschaftliche Zwänge überfordern ihn und lassen ihn verzweifeln. Seine Rolle als "Vater Hans" überzeugt, berührt und stimmt nachdenklich. Zwiespältig präsentiert auch Waltraud Flederer die Figur der Cousine Hannelore. Scheinbar voller Lebensfreude, locker, kokett. Doch auch das ist Maskerade: der Ehemann geht fremd, sie hat menschlich und beruflich so viel versäumt. Das alles will sie offenbar abwerfen, wenn sie sich am Ende ansatzweise die Kleider vom Leib reißt.

Sehr schön sind die beiden Kontrapunkte des scheinbar intakten Ehepaares Gerda und Manfred. Herrlich überdreht und gespreizt spielt Jutta Waßmann die gebildete, auf gepflegte Sprache achtende Frau, die mit ihrer "Tarm-Infektion" oder den Tantz-Tamen für Lacher sorgt. Volker Eckstein der "Aufsteiger-Ehemann" fühlt sich bei dem Getue seiner Frau nicht so richtig wohl und luhrt allzu gerne auch mal in den tiefen Ausschnitt der Cousine.

Die eigentlich Hauptfigur, der "Bub" muss fast immer schweigen oder den Katechismus rezitieren. Weitere Äußerungen werden grundsätzlich herunter gebügelt, sogar von der Mutter. "Sei ruhig und ess'!" Dominik Eckstein meistert die schwierige Rolle prima, köstlich verklemmt und um bestmögliche Anpassung bemüht. So gar nicht von dieser Welt von heute.

Von "Rieweleskoche" und "Pritschen"

Deftig, kernig und gelegentlich auch recht derb sind Gags und Sprache von "Schweig Bub". - Also schwierig für ganz zarte Gemüter. Der Regisseur hat den ursprünglich mittelfränkischen Dialekt köstlich auf Karlstadt übertragen. Da spricht Hanni Graf vom "Rieweleskoche" (Streuselkuchen) oder von der "Pritsche" (leichtes Mädchen), Toni Wittmann lässt gleich zweimal seinen derben Spruch über "Weiber verrecke und Göll" (Pferde) los und Daumberger heißt seinen Bub als "zu blöd' zum Saufe". Heimat pur? Dazu spielt Wittmann auf seinem Akkordeon das bekannte "Klöassele" und "Maloche, Maloche". Zum Schluss gabs langen und begeisterten Applaus vom Premierenpublikum.